DenkOrt Deportationen in Geroldshausen eingeweiht
Am 11. September 2022 war Tag des offenen Denkmals. Er findet jährlich am zweiten Sonntag im September statt. Zahlreiche Einrichtungen, die unter Denkmalschutz stehen, öffnen an diesem Tag ihre Pforten für die Öffentlichkeit. In Geroldshausen im Landkreis Würzburg wurde hingegen ein neues Denkmal eingeweiht: Ein Koffer als Symbol für die vernichteten jüdischen Gemeinden und die Gepäckstücke derjenigen Menschen, die in der NS-Zeit deportiert und ermordet wurden. Ein Zwillingsstück war bereits am DenkOrt Deportationen vor dem Würzburger Hauptbahnhof aufgestellt worden, nun fand die Einweihung in der Gemeinde selbst statt.
Gunther Erhardt, der 1. Bürgermeister von Geroldshausen, hatte es im Vorfeld nicht leicht. Auf dem Kriegerdenkmal vor Ort stand jahrzehntelang die Inschrift „Dr. Ed. Wirths † 20.9.45“. Dieser war kein einfacher Wehrmachtssoldat, sondern SS-Standortarzt in Auschwitz und Vorgesetzter des berüchtigten Dr. Josef Mengele. Der Name des Massenmörders wurde 2021 ausgemeißelt und eine Infotafel sollte künftig über das, was da vorher stand, aufklären. Das Wissen über Wirths und seine Taten sollte helfen, dass derartige Verbrechen nie wieder geschehen.
„Nie wieder!“ – unter diesem Motto stand auch die Einweihungsfeier an diesem 11. September 2022. Neben Bürgermeister Gunther Erhardt und Landrat Thomas Eberth sprachen Dr. Josef Schuster für den Zentralrat der Juden in Deutschland bzw. die Israelitische Gemeinde Würzburg und Unterfranken, Christoph Heubner als geschäftsführender Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees und Michaela Küchler als Vertreterin des Auswärtigen Amtes.Sie war bis Juli 2022 als Sonderbeauftragte für Beziehungen zu jüdischen Organisationen, Holocaust-Erinnerung, Antisemitismus-Bekämpfung und internationale Angelegenheiten der Sinti und Roma tätig – und stammt aus Reichenberg.
Bei der abschließenden Einweihung am Bahnhof sprachen Benita Stolz (Verein DenkOrt Deportationen) und Dr. Riccardo Altieri als neuer Leiter des Johanna-Stahl-Zentrums für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken. Stolz hob die Rolle einer Gruppe von Frauen aus Geroldshausen hervor, die durch ihre beharrlichen Aktionen erst den lokalen DenkOrt durchgesetzt hatte. Altieri wies auf weitere jüdische Opfer aus Geroldshausen hin und bot eine Führung auf dem Friedhof in Allersheim an – die gute Annahme fand.
Weitere Fotos zur Einweihungsveranstaltung finden Sie auf dieser Website unter „Die Gepäckstücke“.
Text: Riccardo Altieri; Foto und © DenkOrt Deportationen – Michael Stolz