Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg stehen die Chancen für eine friedliche Entwicklung in Deutschland nicht gut. Die Abschaffung der Monarchie unter revolutionären Bedingungen, die Mobilisierung rechter Kräfte und die kriegsbedingte Inflation destabilisieren die Gesellschaft. Die Weltwirtschaftskrise gegen Ende der 1920er Jahre stürzt viele Menschen in Arbeitslosigkeit und bittere Not. Diffamierung, Ausgrenzung und offene Gewalt gegen politische Gegner oder einzelne gesellschaftliche Gruppen bestimmen das Bild.
Rechts-nationalistische Gruppierungen wie der Deutschvölkische Schutz und Trutzbund und dann die NSDAP formieren sich schnell und lautstark. Ihre Wähler bleiben zwar zunächst in der Minderheit. Durch ihre Propaganda schädigen die Rechten jedoch nachhaltig das politische Klima.
An vielen Orten in Unterfranken werden bereits in den 1920er Jahren Angriffe gegen Juden, jüdischen Besitz und Gemeindeeinrichtungen verübt. Die Hetzrednerin Andrea Ellendt verbreitet radikale antisemitische Propaganda. Und NSDAP-Gauleiter Otto Hellmuth ruft öffentlich dazu auf, die Juden zu töten. Die mittelalterliche Ritualmordlegende dient ihm als Vorlage, Juden der Ermordung eines Kindes in Manau zu beschuldigen. Als im Winter 1930 im Würzburger Stadttheater das jüdische Theater Habima aus Moskau gastiert, zetteln die Nazis pogromartige Ausschreitungen an.
Fatal ist dabei, dass Regierungen, Behörden und Polizei dem kaum etwas entgegen setzen. Zu weit sind Antisemitismus und Militarismus in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen. Abgestoßen von ständigen Neuwahlen, Parteiengezänk und Gewalt auf den Straßen, setzt die Gesellschaft der Machtübernahme der Nazis 1933 nur noch wenig entgegen.