Kaiserstraße 13, Rückgebäude, 2. Stock
Firma H. Stettenheimer & Co. Schuhwarengroßhandlung
Gründer: Heinrich Stettenheimer (1847-1920). Inhaber 1930: Marianne Rosenbusch (1850-1941), Hans (1901-1975) und Ludwig Sonntag (1904-1991).
Die Schuhwarengroßhandlung wurde 1883/84 von Heinrich Stettenheimer gegründet. Er leitete sie gemeinsam mit seinem Schwager Sigmund Rosenbusch (1852-1931) und zog sich um 1908 mit 61 Jahren aus dem Geschäft zurück. Von da an führte Sigmund Rosenbusch den Betrieb alleine. Nach dessen Tod 1931 übernahm seine Witwe Marianne Rosenbusch die Leitung gemeinsam mit ihren Enkeln Hans und Ludwig Sonntag. Als diese 1934 bzw. 1935 vor der NS-Verfolgung in die USA flohen, wurde das Geschäft geschlossen. Marianne Rosenbusch starb mit 91 Jahren 1941 in Würzburg.
Biographien der Besitzer
Heinrich Stettenheimer
Heinricht Stettenheimer stammte aus dem unterfränkischen Tauberrettersheim und kam am 28. Dezember 1847 zur Welt. 1878 zog er nach Würzburg, wo er nach wenigen Jahren zusammen mit seinem Schwager Sigmund Rosenbusch die Schuhwarengroßhandlung „H. Stettenheimer & Co.“ in der Kaiserstraße gründetete (1883/84).
Um 1880 hatte er Babette Süßer aus Laudenbach bei Karlstadt geheiratet. Der einzige Sohn Ludwig studierte in Würzburg Zahnmedizin und eröffnete 1907 seine eigene Praxis. Bei einem Droschkenunglück im Guttenbeger Forst kam der jung verheiratete Mann jedoch mit nur 29 Jahren im April 1911 ums Leben.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Heinrich Stettenheimer sich bereits aus dem Geschäft zurückgezogen (1908). Er überließ den Betrieb seinem Geschäftspartner Sigmund Rosenbusch. Nur zwölf Jahre später verstarb er am 22. März 1920 in Würzburg.
Sigmund Rosenbusch
Sigmund Rosenbusch wurde am 8. September 1852 in Grünsfeld im Tauberfränkischen geboren. Im Jahr 1883 zog er nach Würzburg, wo er gemeinsam mit seinem Schwager Heinrich Stettenheimer die Schuhwarengroßhandlung „H. Stettenheimer & Co.“ gründete.
Nach dessen altersbedingtem Ausscheiden aus dem Betrieb 1908 übernahm Sigmund das Geschäft in der Kaiserstraße ganz. Erst 1918 erhielt er das Bürgerrecht der Stadt Würzburg.
Seit 1877 war er mit der aus Laudenbach bei Karlstadt stammenden Marianne, geb. Süßer, verheiratet. Das Paar hatte zwei Töchter und einen Sohn, der später als Rechtsanwalt in Ingolstadt arbeitete.
Nach dem Tod Sigmund Rosenbuschs am 7. September 1931 übernahm seine Witwe gemeinsam mit den beiden Enkeln Ludwig und Hans Sonntag das Geschäft. Diese waren nach dem frühen Tod ihrer Mutter Frieda im Jahr 1906 und der Emigration ihres Vaters Arthur in die USA bei der Großmutter aufgewachsen.
Marianne Rosenbusch
Marianne Rosenbusch kam am 4. Juni 1850 in Laudenbach bei Karlstadt zur Welt. 1877 heiratete sie den Kaufmann Sigmund Rosenbusch. Die Familie zog 1883 mit den Kindern von Grünsfeld nach Würzburg.
Hier gründete ihr Mann zusammen mit seinem Schwager Heinrich Stettenheimer die Schuhwarengroßhandlung „H. Stettenheimer & Co.“ in der Kaiserstraße 13.
Als sich Heinrich Stettenheimer 1908 zur Ruhe setzte, wurde Sigmund Alleininhaber. Nach seinem Tod 1931 führte seine Witwe Marianne das Geschäft mit ihren Enkeln Hans und Ludwig Sonntag. Diese waren bei ihrer Großmutter aufgewachsen. Im Zuge der Auswanderung der Enkel in die USA 1934 und 1935 wurde das Geschäft geschlossen.
Marianne zog 1936 mit ihrer Schwester Else Süßer zu ihrer Tochter Ida und ihrem Schwiegersohn Adolf Silbermann in die Kaiserstraße 7.
Wenige Jahre später wurden die beiden alten Damen und das Ehepaar Silbermann zum Auszug gezwungen, kamen unter sehr beengten Bedingungen in einem „Judenhaus“ an der Hindenburgstraße und ab Sommer 1941 im Sammelquartier im jüdischen Altersheim Konradstraße 3 unter.
Hier starb Marianne Rosenbusch am 6. November 1941 mit 91 Jahren. Ihr blieb das Schlimmste erspart, während ihre Schwester Else sowie Tochter und Schwiegersohn im Ghetto Theresienstadt ums Leben kamen.
Hans Heinrich Sonntag
Hans Heinrich Sonntag, geboren am 29. April 1901 in Glogau in Schlesien, wuchs mit seinem Bruder Ludwig bei den Großeltern Marianne und Sigmund Rosenbusch in der Kaiserstraße 13 in Würzburg auf. Denn ihre Mutter Frieda geb. Rosenbusch war bereits 1906 jung verstorben und ihr Vater Arthur in die USA ausgewandert.
Hans besuchte das Realgymnasium und absolvierte eine kaufmännische Ausbildung. Er war Angestellter in der Schuhwarengroßhandlung „H. Stettenheimer & Co.“ seines Großvaters, die er gemeinsam mit der Großmutter und seinem Bruder nach dessen Tod von 1931 bis 1934 weiterführte.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten konnte ihm der in den USA lebende Vater helfen und er emigrierte im Mai 1934 nach San Francisco.
Dort änderte er seinen Namen in Henry Sontag und heiratete kurze Zeit später Marjorie May Juliua, mit der er in deren Geburtsort Alameda in Kalifornien lebte. Zuletzt war er als städtischer Beamter in Oakland tätig. Er starb im Juli 1975 in Alameda, wo Marjorie May ihn um viele Jahre bis 2007 überlebte.
Ludwig Sonntag
Ludwig Sonntag wurde am 11. November 1904 in Breslau/Schlesien geboren. Im selben Jahr zog er mit seinen Eltern und dem 3 Jahre älteren Bruder Hans nach Würzburg. Dort besuchte er die private Realschule „Institut Adam“, ehe er wie sein Bruder eine kaufmännische Lehre machte.
Seine Mutter Frieda war 1906 bereits verstorben und sein Vater Arthur wohl im Verlauf der 1920er Jahre in die USA ausgewandert. Infolgedessen lebten die Brüder bei ihren Großeltern Marianne und Sigmund Rosenbusch.
Ludwig Sonntag arbeitete in der Schuhwarengroßhandlung „H. Stettenheimer & Co.“, die seit 1908 seinem Großvater gehörte. Nach dessen Tod 1931 führte die Großmutter Marianne Rosenbusch das Geschäft gemeinsam mit ihren beiden Enkeln. Ludwig war hauptsächlich für Geschäftsreisen und Büroarbeiten zuständig. 1934/35 sah sich die Familie genötigt, das Geschäft aufzugeben.
Im Dezember 1935 folgte Ludwig seinem Bruder Hans nach San Francisco, wo er seinen Namen in Lewis Sontag änderte. Später lebte er in Los Angeles und in Oakland, CA. Dort war er unter anderem Besitzer eines Hotels. Er heiratete Natalie R. Yaspon und starb 1991 im Alter von 86 Jahren in San Joaquin, CA.