Die Verfolgungs- und Vertreibungspolitik der Nationalsozialisten löst in der jüdischen Bevölkerung eine Migrationswelle ungekannten Ausmaßes aus: Die Menschen fliehen vom Land in die Stadt, von dort in die nächst größere Stadt oder in die Großstädte außerhalb der Region, ins nahe europäische Ausland oder nach England, Palästina, die USA und weitere Länder. Nur letztere sind sichere Zufluchtsziele, Deutschland, Belgien, die Niederlande und Frankreich nicht. Denn auch dort starten nach der deutschen Besetzung die Maßnahmen zur Vernichtung der Juden.
Wie viele Juden Unterfranken verlassen haben und dann von anderen Orten in Deutschland oder im Ausland deportiert wurden, ist bislang nicht bekannt. Wenige waren es nicht. So summiert sich z.B. allein die Zahl der aus den größeren Städten in Unterfranken in die Niederlande emigrierten und später ermordeten Juden auf knapp 100.
Zu ihnen gehören auch Teile der Familie des Rabbiners Jakob Jekutiel Neubauer, die nach Amsterdam flüchtet. Der Rabbiner und sein jüngster Sohn sterben in Bergen-Belsen, seine Frau überlebt die Deportation, ein Teil der übrigen Kinder taucht in den Niederlanden unter, der andere ist rechtzeitig nach Palästina emigriert.