Fechenbach, heute ein Ortsteil von Collenberg
1933 lebten 11 jüdische Bürgerinnen und Bürger in Fechenbach. Doch schon im 16. und 17. Jahrhundert waren dort und im nahegelegenen Reistenhausen vereinzelt Juden ansässig. 1817 wurden zwölf Haushalte in Fechenbach gezählt, hinzu kamen vier ledige junge Männer ohne Niederlassungsrecht. Die höchste Zahl an jüdischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurde im Jahr 1837 mit 70 Personen erreicht. Sie ging bis zum Jahr 1910 auf 32 Personen zurück. Die Verstorbenen aus Fechenbach wurden auf dem jüdischen Friedhof in Reistenhausen bestattet, der bereits seit 1542 auch den umliegenden Gemeinden als Gebietsfriedhof diente.
Im Januar 1938 wurde die jüdische Gemeinde aufgelöst und schloss sich an die Nachbargemeinde Miltenberg an. Bis dahin waren aufgrund von Wirtschaftsboykott und NS-Repressionen sechs der elf jüdischen Bewohner ausgewandert oder in andere deutsche Städte umgezogen – insbesondere nach Frankfurt a.M., Stuttgart oder Aschaffenburg. Das Innere der Synagoge wurde im Novemberpogrom 1938 verwüstet. Die fünf letzten Jüdinnen und Juden verließen Fechenbach im Laufe des Jahres 1939. Drei Personen zogen nach Gelsenkirchen, eine nach Würzburg und eine nach Stuttgart. Eine Frau wurde direkt aus Unterfranken und mindestens fünf Personen von anderen Orten in Deutschland deportiert. Niemand überlebte.
Der Koffer in Fechenbach erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Ein zweiter Koffer aus Fechenbach steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”. https://denkort-deportationen.de/grundinfo/
Der Koffer aus rotem Sandstein steht am Kriegerdenkmal, in der Ortsmitte neben dem Rathaus.
Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Fechenbach
Quellen zu den Gemeindeartikeln
Shoa-Opfer, die 1933 in Fechenbach gelebt hatten
Amalie Bergmann (1863 – 1942)
Johanna Bergmann (1917 – 1944/45)
Ludwig Bergmann (1903 – 1941/42)
Max Bergmann (1873 – 1942)
Moritz Bergmann (1902 – 1942)
Leopold Lustig (1902 – 1942/43)