Jüdische Gemeinde Aschaffenburg

Mit 591 jüdischen Bürgerinnen und Bürgern im Jahr 1933 gehört Aschaffenburg zu den größten jüdischen Gemeinden der Region. Seit 1267/68 sind hier jüdische Bewohner bezeugt. Sie scheinen trotz der Pogrome von 1337 und 1348/49 sowie einer Ausweisung von 1470 einigermaßen kontinuierlich in der zu Kurmainz gehörenden Stadt gelebt zu haben. Um 1600 zählte man 15, ein Jahrhundert später 20 jüdische Familien. Die erste Matrikelliste 1817 weist 40 Haushalte auf mit etwa 200 jüdischen Einwohnern.

Seit der Gewährung der freien Wohnortwahl 1861 nahm die Anzahl der jüdischen Bewohner der Stadt aus wirtschaftlichen Gründen deutlich zu und pendelte sich bei etwa 600 Personen ein. Sie spielten eine bedeutende Rolle im Wirtschaftsleben der Stadt, es gab allein 20 jüdische Kleiderfabrikanten. Die jüdische Gemeinde war mit einer Vielzahl von Vereinen breit aufgestellt und seit dem 19. Jahrhundert Sitz eines Bezirksrabbinats.

Wie in anderen mittelgroßen und großen Städten lösten die NS-Repressionen eine enorme Fluktuation in der jüdischen Bevölkerung aus, bevor diese nach den Deportationen 1942 (fast) ganz aus der Stadt verschwand. Jüdische Bürgerinnen und Bürger emigrierten seit 1936 in größerer Zahl. Die Hauptziele waren Großbritannien und die USA, Palästina und Südafrika. In der Summe wurden es schließlich 300 Personen, darunter 19, die in nicht sichere europäische Nachbarstaaten flohen. Mindestens zwölf wurden aus den Niederlanden und aus Frankreich deportiert und ermordet.

Mehr als 300 Personen zogen gleichzeitig seit 1932 nach Aschaffenburg zu, auf der Flucht oder aus den Dörfern der Umgebung vertrieben, manche nur für kurze Zeit. Hunderte Menschen aus Aschaffenburg wiederum suchten sich innerhalb Deutschlands einen neuen Wohnort, darunter 73 in Frankfurt. Auch von ihnen fielen noch viele den Deportationen von außerhalb Unterfrankens zum Opfer. Von den Jüdinnen und Juden, die 1933 in Aschaffenburg gelebt hatten, wurden 143 direkt aus Unterfranken deportiert. Nur drei von ihnen überlebten sowie die 13jährige Anneliese Jacob, die seit 1936 in Aschaffenburg gewohnt hatte.

Der Rucksack in Aschaffenburg erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden der Stadt. Ein zweiter Rucksack bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Standort des Rucksacks in Aschaffenburg: Regionaler Omnibusbahnhof (ROB), Sandsteintor des ersten Bahnhofs

Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Aschaffenburg 

Quellen zu den Gemeindeartikeln

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