Jüdische Gemeinde Dettelbach
1933 zählte die jüdische Gemeinde in Dettelbach 39 Personen. Ihre Wurzeln reichen in das 17. Jahrhundert zurück, als sich vereinzelt Schutzjuden im Ort ansiedelten. Im Jahr 1675 zählte die Gemeinde bereits 48 Mitglieder. 1817 wurden in der Matrikelliste 24 jüdische Haushalte verzeichnet. Zwanzig Jahre später erreichte die Gemeinde mit 130 Mitgliedern ihre maximale Größe. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts reduzierte sich die Anzahl der Gemeindemitglieder auf 103 Personen. Im Jahr 1925 lebten nur noch 60 jüdische Bewohner:innen in Dettelbach. Seit 1907 gehörten auch die Jüdinnen und Juden von Bibergau zur Dettelbacher Gemeinde.
Systematische Entrechtung, wirtschaftliche Boykotte und der wachsende Verfolgungsdruck veranlassten Teile der jüdischen Bevölkerung zwischen 1933 und 1941 zur Abwanderung aus Dettelbach. 15 Gemeindemitgliedern gelang die Emigration ins Ausland, darunter die USA, Palästina und Frankreich. Ein Mann, der 1933 nach Frankreich emigriert war, wurde 1942 von dort nach Auschwitz deportiert. Drei Personen verstarben zwischen 1935 und 1942. Von den im Ort verbliebenen Jüdinnen und Juden wurden elf im April 1942 über Würzburg nach Krasniczyn im besetzten Ostpolen deportiert. Das gleiche Schicksal ereilte zehn weitere Menschen im September 1942 als sie nach Theresienstadt verschleppt wurden. Niemand von ihnen überlebte. Somit sind für Dettelbach mindestens 22 Opfer der Shoa zu beklagen.
Dettelbach beteiligt sich mit zwei Koffern am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Das lokale Gepäckstück erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden von Dettelbach und Bibergau. Der zweite Koffer befindet sich in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Angaben zum Standort des Koffers in Dettelbach folgen zu gegebener Zeit.
Ausführliche Informationen zur jüdischen Gemeinde Dettelbach
Quellen zu den Gemeindeartikeln
Shoa-Opfer, die 1933 in Dettelbach gelebt hatten oder nach der Hochzeit dorthin zogen
Josefine Buchmann, geb. Schmalgrund (1879 – 1942)
Elisabeth Feldheim, geb. Adler (1896 – 1942)
Siegbert Feldheim (1880 – 1942)
Selma Friedenthal (1874 – 1943)
Heinrich Heinemann (1874 – 1942)
Klara Heinemann, geb. Salin (1888 – 1942)
Gisela Laubheim, geb. Salin (1885 – 1944)
Herta Laubheim, geb. Gerst (1913 – 1942)
Moritz Laubheim (1867 – 1943)
Paul Laubheim (1911 – 1942)
Abraham Mannheimer (1867 – 1943)
Frieda Mannheimer (1899 – 1942)
Lea Mannheimer (1901 – 1942)
Sara Mannheimer (1897 – 1942)
Sophia Salin, geb. Wiesengrund (1859 – 1942)
Käthe Schloß (1867 – 1942)
Lina Schloß, geb. Neuburger (1867 – 1942)
Ludwig Schloß (1867 – 1943)
Benno Schmalgrund (1872 – 1942)
Edmund Steinberger (1905 – 1942)
Hermann Steinberger (1872 – 1943)
Auguste Zunz (1863 – 1943)