Jüdische Gemeinde Ermershausen

58 jüdische Bürgerinnen und Bürger lebten zu Beginn der NS-Herrschaft 1933 in Ermershausen. Bereits im 18. Jahrhundert hatte es in dem kleinen Dorf eine organisierte jüdische Gemeinde gegeben. Ihre Entstehungsgeschichte ist jedoch nicht erforscht. 1817 wurden 24 Haushalte mit 119 Personen gezählt, ein Viertel der Dorfbevölkerung. Die meisten Familien lebten vom Viehhandel. Erst nach 1900 begann die Zahl der jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner aufgrund von Abwanderungen deutlich zu sinken.

Trotz früher Verfolgungsmaßnahmen durch den NS-Staat gegen Einzelne verließen nur 10 Ermershäuser Jüdinnen und Juden vor den Zerstörungen und Verhaftungen des Novemberpogroms 1938 den Ort. Insgesamt sollten es bis 1941 38 werden, von denen 25 in die USA fliehen konnten. Sieben Personen zogen nach Würzburg, zwei nach Berlin. Im Februar 1942 waren noch 18 Personen übrig, nachdem zwei Menschen in Ermershausen gestorben waren. 15 von ihnen wurden im April 1942 direkt aus Ermershausen über Würzburg nach Krasniczyn im besetzten Ostpolen deportiert. Kurz darauf mussten die letzten drei jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner in Sammelquartiere in Schweinfurt und Würzburg umziehen, wo ein Mann starb. Die beiden anderen wurden von dort im September 1942 über Würzburg nach Theresienstadt deportiert. Insgesamt wurden 18 jüdische Bürgerinnen und Bürger, die 1933 im Dorf gewohnt hatten, direkt aus Unterfranken abtransportiert, niemand von ihnen überlebte. Eine Frau wurde Opfer der Krankenmorde. Ermershausen zählt also mindestens 19 Shoa-Opfer.

Die Gemeinde Ermershausen beteiligt sich mit zwei Gepäckstücken am „DenkOrt Deportationen“. Der lokale Koffer erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Das zweite Gepäckstück steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Angaben zum Standort des DenkOrts in Ermershausen folgen.

Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Ermershausen
Quellen zu den Gemeindeartikeln

Shoaopfer, die 1933 in Ermershausen gelebt hatten

Frieda Fichtelberger (1927 – 1942)
Gitta/ Itta Fichtelberger (1889 – 1940)
Max Fichtelberger (1932 – 1942)
Rosa Fichtelberger, geb. Rosenstock (1902 – 1942)
Bertha Friesner (1897 – 1897)
Josef Friesner (1889 – 1942)
Karl Friesner (1930 – 1942)
Max Friesner (1928 – 1942)
Meta Pflaum, geb. Berliner (1884 – 1942)
Fanny Rau, geb. Kissinger (1892 – 1942)
Ida Rau, geb. Fleischmann (1887 – 1942)
Jakob Rau (1881 – 1942)
Moritz Rau (1899 – 1942)
Norbert Rau (1922 – 1942)
Simon Sachsendorfer (1871 – 1943)
Frieda Zeilberger, geb. Rau (1879 – 1943)
Gert Zeilberger (1924 – 1942)
Leopold Zeilberger (1886 – 1942)
Sofie Zeilberger, geb. Hermann (1894 – 1942)

 

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