Jüdische Gemeinde Eschau

1933 zählte die jüdische Gemeinde in Eschau 19 Personen. Ihre Wurzeln reichen bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts zurück, als sich vereinzelt Juden unter dem Schutz der Grafen zu Erbach im Ort niederließen. 1817 wurden sieben jüdische Haushalte in der Matrikelliste verzeichnet, wenig später waren es zehn. Im Jahr 1837 wuchs die Gemeinde bis auf 90 Personen an. Nachdem jedoch der jüdischen Bevölkerung in Bayern 1861 die freie Wohnortwahl gestattet worden war, sank die Anzahl der Eschauer Jüdinnen und Juden auf 41. Im Jahr 1910 waren es noch 22. Seit 1924 gehörte auch die jüdische Gemeinde von Sommerau zur Gemeinde in Eschau.

Systematische Entrechtung, wirtschaftliche Boykotte und der wachsende Verfolgungsdruck veranlassten fast alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde ab 1934 zur Abwanderung aus Eschau. Zwischen 1934 und März 1938 gelang elf Gemeindemitgliedern die Emigration in die USA (7) und nach Palästina (4). Eine sechsköpfige Familie zog zwischen 1935 und 1938 nach Frankfurt am Main, von wo sie später in die USA emigrierte. Eine Frau verstarb 1935 im Ort. Die letzte in Eschau verbliebene Jüdin wurde während der Novemberpogrome im Aschaffenburger Landgerichtsgefängnis inhaftiert. Sie musste anschließend in eine Sammelunterkunft in Aschaffenburg, ab April 1942 nach Würzburg ziehen. Von dort wurde sie im September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie nach einem halben Jahr starb. Eschau hat somit ein Opfer der Shoa zu beklagen.

Eschau beteiligt sich mit zwei Koffern am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Das lokale Gepäckstück erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden von Eschau und Sommerau. Der zweite Koffer befindet sich in Würzburg und bildet mit den Gepäckstücken anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Angaben zum Standort des DenkOrts in Eschau folgen zu gegebener Zeit.

Ausführliche Informationen zur jüdischen Gemeinde Eschau

Quellen zu den Gemeindeartikeln

Shoa-Opfer, die 1933 in Eschau gelebt hatten

Jette Marx (1858 – 1943)

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