Jüdische Gemeinde Homburg am Main, heute ein Ortsteil von Triefenstein
1933 lebten in Homburg a.M. 36 jüdische Bürgerinnen und Bürger, darunter acht schulpflichtige Kinder. Schon anlässlich der Pogrome von 1298 und 1336/1337 werden die ersten Jüdinnen und Juden in Homburg erwähnt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gab es vier jüdische Familien. Im 19. Jahrhundert stieg die Anzahl jüdischer Bewohner bis auf 100 (1880) an, nachdem man 1817 15 Haushalte gezählt hatte. Doch wie andernorts fiel sie danach durch Abwanderungen recht steil ab, kurzzeitig bis auf 25 im Jahr 1925.
Bis November 1938 verringerte sich infolge der NS-Verfolgungen die Anzahl der jüdischen Bevölkerung durch drei Sterbefälle sowie durch Emigration und Umzüge (4) von 36 auf 29 Personen. Danach flohen zehn Menschen ins Ausland, in die USA (4), nach Italien (4) und nach Bolivien (2), und zehn in andere deutsche Orte, nach Frankfurt (9) und Neuendorf (1). Eine Witwe musste 1939 und ein Ehepaar im Juni 1942 nach Würzburg umziehen.
Acht jüdische Bürgerinnen und Bürger, die 1933 in Homburg am Main gelebt hatten, wurden aus Unterfranken deportiert. Mindestens weitere sechs Personen ereilte dieses Schicksal an ihren neuen Wohnorten in Deutschland. Die Zahl der Shoa-Opfer aus Homburg beläuft sich also insgesamt auf 14. Eine weitere Frau, die 1933 noch in Homburg gewohnt hatte, wird zusammen mit ihrem Mann bei den Opfern der Gemeinde Aub aufgeführt.
Der Koffer in Homburg am Main erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Ein zweiter Koffer steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Der Koffer in Homburg am Main steht in der Maintalstraße 26, in der Nähe der ehemaligen Synagoge.
Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Homburg am Main
Quellen zu den Gemeindeartikeln
Mindestens 14 Shoa-Opfer hatten 1933 in Homburg am Main gelebt
Marianne Arensberg, geb. Strauß (1864 – 1942)
Fanny Franziska Grünebaum, geb. Schlossberger (1863 – 1942)
Julius Heimann (1873 – 1943)
Rosa Heimann, geb. Rosenfeld (1880 – 1944/1945)
Isaak Kahn (1903 – 1942)
Selma Kahn, geb. Mandelbaum (1898 – 1942)
Susi Kahn (1931 – 1942)
Elfriede Lilienstrauß (1926 – 1942)
Hannelore Lilienstrauß (1935 – 1942)
Hugo Lilienstrauß (1897 – 1942)
Paula Lilienstrauß, geb. Lorsch (1898 – 1942)
Salomine Lilienstrauß, geb. Ehrenberg (1867 – 1942)
Amalie Mandelbaum (1900 – 1942)
Jakob Mandelbaum (1895 – 1942)
Deportiert wurde auch Karoline Sichel, geb. Heimann (geb. 1910). Sie zählt zu den Opfern von Aub und überlebte.