Jüdische Gemeinde Mittelstreu, heute ein Ortsteil von Oberstreu
1933 lebten 13 jüdische Bürgerinnen und Bürger in Mittelstreu. Doch bereits seit dem 18. Jahrhundert hatte dort eine kleine jüdische Gemeinde bestanden, die im Jahr 1817 vier jüdische Haushalte zählte. Die Anzahl der Gemeindemitglieder ging bis zum Jahr 1871 auf 17 Personen zurück. Die Gemeinde schloss sich im selben Jahr an die jüdische Gemeinde von Oberstreu an. Seit etwa 1912 gehörten die Juden und Jüdinnen von Mittelstreu und Oberstreu gemeinsam zur Jüdischen Gemeinde Mellrichstadt.
Die fünfköpfige Familie Kuhl verlegte nach der Geburt des jüngsten Kindes (1933) ihren Wohnsitz aus Mittelstreu ins nahegelegene Unsleben. Eine weitere Person zog vor 1938 fort, ihr Schicksal ist unbekannt. Zwei Personen der jüdischen Gemeinde verstarben bis zum Jahr 1939. Drei weiteren Gemeindemitgliedern gelang die Emigration nach England (2) und über Unsleben in die USA (1).
Drei Personen waren bei der Volkszählung 1939 noch übrig. Ein Mann konnte emigrieren, während zwei Frauen von Bad Neustadt bzw. von Würzburg aus deportiert wurden. Genauso erging es der fünfköpfigen Familie Kuhl von Unsleben aus. Die sieben bekannten Shoa-Opfer, die im Jahr 1933 in Mittelstreu gelebt hatten, wurden also alle aus Unterfranken deportiert. Niemand von ihnen überlebte.
Auch an die deportierten Jüdinnen und Juden von Mittelstreu erinnert das Kofferdenkmal in Mellrichstadt. Ein zweiter Koffer aus Mellrichstadt steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.
Informationen zum Standort des Koffers in Mellrichstadt folgen zu gegebener Zeit.
Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Mittelstreu
Quellen zu den Gemeindeartikeln
Shoa-Opfer, die 1933 in Mittelstreu gelebt hatten
Helene Bach, geb./verw. Güttermann (1879 – 1943)
Frieda Kuhl (1892 – 1942)
Hermann Kuhl (1933 – 1942)
Klara Kuhl (1922 – 1942)
Leo Kuhl (1924 – 1942)
Richard Kuhl (1891 – 1942)
Rosa Weinberg (1895 – 1942)