Jüdische Gemeinde Poppenlauer, heute ein Orsteil von Maßbach

45 Mitglieder zählte die jüdische Gemeinde Poppenlauer im Jahr 1933. Erste Nachrichten zu jüdischen Bewohnern in dem Dorf datieren jedoch bereits aus dem 17. Jahrhundert – doch diese Zeit ist kaum erforscht. 20 Haushalte wurden 1817 in die Matrikel geschrieben, dazu kamen drei ledige junge Männer. Zwanzig Jahre später zählte man 120 jüdische Einwohner. Trotz Auswanderungen in die USA pendelte sich ihre Zahl eine Zeitlang bei etwa 100 ein, sank 1910 aber auf 75 und dann noch weiter ab.

In der NS-Zeit hielten die Bauern der Umgebung noch einige Jahre an Geschäften mit ihren jüdischen Viehhändlern fest und wurden politisch unter Druck gesetzt. Die jüdischen Firmen und Geschäfte mussten ab 1938 schließen. Im Novemberpogrom 1938 demolierten auswärtige und einheimische SA-Leute sowie weitere Ortsbürger Häuser und Wohnungen der Juden sowie die Synagoge. Bis dahin hatten bereits 19 jüdische Bewohnerinnen und Bewohner den Ort verlassen, acht weitere sollten folgen. Insgesamt zogen 22 Personen ins Ausland, die meisten von ihnen in die USA. Fünf Personen ließen sich in deutschen Städten nieder, u.a. in Würzburg. Acht Menschen starben in Poppenlauer. Auf der anderen Seite kehrten aber auch Menschen zu ihren Familien im Ort zurück.

18 jüdische Bürgerinnen und Bürger, die 1933 in Poppenlauer gelebt hatten, wurden aus Unterfranken deportiert, dazu vier der Rückkehrer. Eine Frau überlebte. Wenige weitere Deportationen aus Deutschland sind möglich.

Der Koffer in Poppenlauer erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Ein zweiter Koffer aus Poppenlauer steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Informationen zum Standort des Koffers in Poppenlauer folgen zu gegebener Zeit.

Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Poppenlauer
Quellen zu den Gemeindeartikeln

Shoaopfer, die 1933 in Poppenlauer gelebt hatten

Isidor Grünbaum (1871 – 1943)
Adolf Heinemann (1876 – 1942)
Amalie Heinemann, geb. Heimann (1882 – 1942)
Gerda Heinemann (1911 – 1942)
Ilse Heinemann (1924 – 1942)
Nathan Heinemann (1901 – 1945)
Sophie Heinemann (1898 – 1942)
Thekla Heinemann, geb. Stern (1891 – 1942)
Frieda Klau (1872 – 1943)
Eleonore Kremer, geb. Wildberg (1880 – 1943)
Philipp Kremer (1873 – 1944)
Ella Reis (1925 – 1942)
Fanny Reis, geb. Edelstein (1876 – 1944)
Magda (Marta) Reis, geb. Grünspecht (1891 – 1942)
Otto Reis (1887 – 1942)
Siegfried Reis (1921 – 1942)
Simon Weil (1874 – 1944)

Überlebende
Karoline Heinemann, geb. Kremer (1870 – 1952)

 

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