Jüdische Gemeinde Reichenberg

1933 lebten in Reichenberg 35 jüdische Bürgerinnen und Bürger, darunter sieben Schulkinder. Die Wurzeln der Gemeinde reichen jedoch bis ans Ende des 16. Jahrhunderts zurück, als die Grafen von Wolffskeel begannen, in ihrem Dorf Juden anzusiedeln. Bis 1659 wuchs ihre Zahl auf fünf, in den folgenden 100 Jahren auf 21 und schließlich 1817 auf 25 jüdische Haushalte an. Zu dieser Zeit lebten im Ort, das war etwas Besonderes, drei Goldsticker, ein Händler für Gold und Silber und ein Buchhändler. Seit den 1860er Jahren, nach Einführung der freien Wohnortwahl, halbierte sich die Zahl der jüdischen Bevölkerung.

Infolge der NS-Repressionen seit 1933 entschlossen sich elf Menschen zur Flucht ins Ausland und emigrierten in die USA (10) und nach England (1). Ebenfalls elf Jüdinnen und Juden zogen nach Würzburg, darunter sieben unter polizeilichem Druck wenige Monate vor der Deportation. Eine Frau ging nach Frankfurt. Die meisten von ihnen wurden deportiert. Vier Sterbefälle sind zu verzeichnen. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurden die Männer des Dorfes in das KZ Buchenwald verschleppt. Ein Jahr später musste die jüdische Gemeinde einen weiteren Pogrom über sich ergehen lassen.

20 jüdische Bürgerinnen und Bürger, die 1933 in Reichenberg gelebt hatten, wurden aus Unterfranken deportiert, darunter sechs junge Menschen von etwa 20 Jahren. Mindestens eine weitere Person ereilte dieses Schicksal an ihrem neuen Wohnort in Deutschland. Ein Mann wurde 1938 im KZ Buchenwald ermordet, ein weiterer beging in Reichenberg Suizid. Insgesamt muss man also von 23 Shoa-Opfern sprechen, niemand überlebte.

Die Deckenrolle in Reichenberg erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Eine zweite liegt in Würzburg und bildet zusammen mit den Gepäckstücken anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Informationen zum Standort der Deckenrolle in Reichenberg folgen zu gegebener Zeit.

Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Reichenberg
Quellen zu den Gemeindeartikeln

Shoa-Opfer, die 1933 in Reichenberg gelebt hatten

Fanny Bach (1870 – 1943)
Marianne Bach (1876 – 1942)
Mina Bravmann, geb. Levy (1864 – 1942)
Lina Kahn, geb. Uhlfelder (1882 – 1942)
Benjamin Benno Krebs (1888 – 1942)
Benno Krebs (1881 – 1938)
Erich Krebs (1926 – 1942)
Eva Krebs, geb. Grünebaum (1868 – 1944)
Finny Krebs (1913 – 1944)
Flora Krebs (1921 – 1942)
Gertrud Krebs (1922 – 1942)
Julius Krebs (1923 – 1943)
Manfred Krebs (1923 – 1942)
Marianne Janchen Krebs, geb. Uhlfelder (1881 – 1942)
Max Krebs (1885 – 1942)
Olga Krebs, geb. Salin (1893 – 1942)
Rosa Krebs, geb. Bravmann (1894 – 1942)
Salie Krebs, geb. Frank (1855 – 1943)
Sigmund Krebs (1886 – 1942)
Sofie Krebs, geb. Gutmann (1894 – 1943)
Sußmann Krebs (1890 – 1942)
Walter Krebs (1924 – 1943)

Der Name des Mannes, der aus Verzweiflung Suizid beging, ist nicht bekannt.

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