Jüdischer Wohnort Sommerau

 1933 zählte der jüdische Wohnort Sommerau sechs Personen. Doch bereits im 18. Jahrhundert hatten sich vereinzelt Juden im Ort niedergelassen, die unter dem Schutz der Freiherren von Fechenbach standen. 1817 wurden 14 jüdische Haushalte in der Matrikelliste verzeichnet. Im Jahr 1890 lebten 30 jüdische Gemeindemitglieder in Sommerau, deren Anzahl sich in den Folgejahren halbierte. Im Jahr 1924 wurde die Gemeinde an die von Eschau angeschlossen. 1931 bestand sie noch aus drei Haushalten.

Systematische Entrechtung, wirtschaftliche Boykotte und der wachsende Verfolgungsdruck veranlassten im Mai 1938 eine Frau zum Umzug nach Aschaffenburg. Von dort gelang ihr die Flucht in die USA. Ein Ehepaar zog Anfang 1938 mit seiner unverheirateten Tochter nach Würzburg, von wo aus sie im März 1939 ebenfalls in die USA emigrieren konnten. Die beiden letzten Gemeindemitglieder wurden im Zuge der Novemberpogrome im Landgerichtsgefängnis in Aschaffenburg inhaftiert. Sie hatten versucht, sich während der gewaltsamen Ausschreitungen im Ort auf einem Dachboden zu verstecken. Das Ehepaar musste anschließend in einer Sammelunterkunft in Aschaffenburg leben, bevor sie im April 1942 über Würzburg nach Krasniczyn im besetzten Ostpolen deportiert wurden. Im Raum Lublin wurden sie ermordet. Sommerau hat demnach zwei Opfer der Shoa zu beklagen.

Die Gemeinde Eschau beteiligt sich mit zwei Koffern am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Das lokale Gepäckstück erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden von Eschau und Sommerau. Der zweite Koffer befindet sich in Würzburg und bildet mit den Gepäckstücken anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Angaben zum Standort des DenkOrts in Eschau folgen zu gegebener Zeit.

Ausführliche Informationen zur jüdischen Gemeinde Sommerau
Quellen zu den Gemeindeartikeln

Shoa-Opfer, die 1933 in Sommerau gelebt hatten

Flora Wolf, geb. Reis (1886 – 1942)
Gustav Wolf (1879 – 1942)

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