Jüdische Gemeinde Westheim, heute ein Stadtteil von Hammelburg

In dem bei Hammelburg gelegenen Ort Westheim lebten 1933 39 jüdische Bürgerinnen und Bürger. Erste Erwähnungen jüdischer Bewohner datieren jedoch bereits in die Zeit um 1500. Im 17. Jahrhundert wuchs die Gemeinde bis auf 100 Personen an und verdoppelte ihre Größe bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts noch einmal auf mehr als 200. Es war die größte Kultusgemeinde im Raum Kissingen. Wie andernorts setzte in der Mitte des Jahrhunderts die Abwanderung ein, im Jahr 1900 zählte die Gemeinde noch 84 Mitglieder.

Auf den Druck der NS-Verfolgungspolitik reagierten erste Westheimer Jüdinnen und Juden seit 1933 mit dem Umzug in größere Städte wie z.B. Frankfurt, 20 sollten es am Ende werden. Ebenfalls 20 Personen gelang zwischen 1935 und 1939 die Emigration, davon 18 in sichere Länder. Auffällig hoch ist die Anzahl der Menschen, die angesichts der Verfolgung den Freitod wählten: zwei in Westheim selber und eine fünfköpfige Familie (Eltern aus Westheim und Sohn mit Frau und Tochter aus Berlin) in den Niederlanden – wenige Tage nach dem Einmarsch der deutschen Truppen.

Sechs Menschen, die 1933 in Westheim gelebt hatten, wurden aus Unterfranken deportiert, davon drei direkt aus ihrem Wohnort. Aus Frankfurt a.M. wurden mindestens vier weitere Menschen verschleppt, von denen zwei die Shoa überlebten. Insgesamt sind also mindestens zwölf Shoa-Opfer zu beklagen.

Die Deckenrolle in Westheim erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Ein zweites Gepäckstück aus Westheim steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zum “DenkOrt” und zu den Deportationen.

Standort der Deckenrolle in Westheim: Neben der Gedenktafel in der Nähe der ehemaligen Synagoge

Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Westheim
Quellen zu den Gemeindeartikeln

Shoa-Opfer, die 1933 in Westheim bei Hammelburg gewohnt hatten

Max II Adler (1870 – 1934)
Moses Adler (1864 – 1943)
Selma Adler, geb. Rosenfelder (1879 – 1944)
Mina Berliner, geb. Lichtenauer (1890 – 1942)
Nathan Berliner (1885 – 1942)
Amalie Hanauer (1881 – 1941/1942)
Elsa Hermann/Herrmann (1923 – 1942)
Nathan Hermann/Herrmann (1887 – 1942)
Rosa Hermann, geb. Lippstädter (1894 – 1942)
Adelheid Ida Klingenstein, geb. Stein (1872 – 1940)
Bernhard Klingenstein (1860 – 1940)
Heinemann Klingenstein (1873 – 1937)

Überlebende
Bernhard Adler (1873 – 1951)
Mathilde Adler, geb. Freimark (1877 – 1958)

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