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Stele an der Kaiserstraße

Das Johanna-Stahl-Zentrum und die Projektgruppe „Wir wollen uns erinnern“ greifen an der Kaiserstraße ein wichtiges neues Thema der lokalen Erinnerungskultur auf.

Es geht darum, anhand einer Würzburger Straße für das Stichjahr 1930 den wichtigen Anteil der Juden am städtischen Wirtschaftsleben zu zeigen. Und vor Augen zu führen, dass dieser Teil der städtischen Wirtschaft die Straße seit ihrer Anlage im 19. Jahrhundert prägte.  Er verschwand komplett. Denn alle Geschäfte, Kanzleien und Praxen in jüdischem Besitz mussten bis 1938 unter dem Druck der NS-Politik unter Wert verkauft oder aufgelöst werden.

Sammlung Metz, WVV Archiv A841Sta28
Kaiserplatz, vor 1900 © Sammlung Metz, WVV Archiv
GedenksteleKaiserstraßeJüd. BetriebeAdressen
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Die Gedenkstele

Die Idee zur Stele entstand anlässlich des Besuchs von Nachkommen des Anwalts Dr. Bruno Stern. Dieser führte bis 1938 mit seinem Cousin und Partner Dr. Gerson Haas eine renommierte Kanzlei an der Kaiserstraße 29.

Beide Familien haben glücklicherweise den Holocaust überlebt. So kamen sie für die bewährten Formen der Erinnerung an die ermordeten Bürger der Stadt nicht infrage. Für ein individuelles Gedenken am Haus eignete sich die Geschäftsstraße jedoch auch nicht.

Die Stele soll die jüdischen Inhaber von Geschäften, Firmen, Praxen und Kanzleien ins Gedächtnis ihrer Straße und ihrer Stadt zurückholen. Sie bietet die Möglichkeit, die jüdischen Firmeninhaber als selbstverständlichen Teil ihrer Straße zu zeigen.

Der Straßenplan mit allen Hausnummern ist darauf zu sehen. Die Namen der Geschäfte und ihrer jüdischen Inhaber sind an den jeweiligen Hausnummern verzeichnet, Symbole weisen auf die Branche hin. Zugrunde gelegt ist das Adressbuch von 1930, das den Stand von 1929 wiedergibt.

An den Jahresangaben zur Laufzeit der Geschäfte an der Kaiserstraße ist zu erkennen, wie systematisch und gründlich der NS-Staat seine Vertreibungspolitik umsetzte. Die letzten Firmen in jüdischem Besitz an der Kaiserstraße mussten 1938 schließen.

Über den QR-Code auf der Stele und die Adressen lassen sich Informationen zu den Firmen und ihren Besitzern in der WebApp abrufen.

Gerlinde Hempelmann IMG 6019
Kaisergärtchen, 1930er Jahre © privat

Entwicklung von Stele und WebApp

Idee, Konzeption, Texte und Redaktion: Dr. Rotraud Ries (Johanna-Stahl-Zentrum)

Recherche und Texte: Riccardo Altieri (wiss. Volontär) und als Praktikantinnen und Praktikanten Franzi Mack, Maximilian Auth, Isabelle Schön, Florian Lußem, Michelle Heider (Johanna-Stahl-Zentrum)

Übersetzungen: Irene Ratsch, Elke Wagner und Annedore Stassek-Bonnett

Gestaltung der Stele: Matthias Braun und Juhani Karanka

Organisation und Fundraising: Benita Stolz

Dank

Wir danken sehr herzlich allen Spenderinnen und Spendern, die zur Realisierung der Stele einen finanziellen Beitrag geleistet haben, darunter besonders den Nachkommen der Familien Haas und Stern.

Die Kaiserstraße

Die Anlage der Kaiserstraße gehört zur Ausbaupolitik der Stadt Würzburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1865 wurde der neue Bahnhof am jetzigen Standort eröffnet.

Von dort kam man jedoch nur über die Semmelstraße in die Stadt. Erst nach dem Abriss der Befestigungsanlagen war der direkte Weg frei.

Die Kaiserstraße wurde zwischen 1873 und 1877 als neue Verbindungsachse zwischen Bahnhof und Innenstadt angelegt. An beiden Seiten der relativ engen Straße entstanden repräsentative Gebäude im Gründerzeit-Stil. Bald siedelten sich Geschäfte dort an. 1890 fuhr die erste Pferdebahn auf der Straße, seit 1900 war diese elektrifiziert.

Das Adressbuch von 1930 zeigt den Branchenmix der Straße mit einem klaren Schwerpunkt im Textil- und Lederhandel (knapp 25 %), gefolgt vom Lebensmittelhandel, Ärzten sowie Zigarren- und Kolonialwarenhandel.

Buch- und Schreibwarenläden, Optiker und Fotogeschäfte sowie Weinhandlungen und Friseure waren je drei bis vier Mal vertreten. Drei Hotels und je zwei Banken und Versicherungen fielen mit ihren großen Gebäuden auf. Jüdische Geschäftsbesitzer waren nur in einem kleineren Teil dieser Branchen vertreten.

Betriebe in jüdischem Besitz

Zwanzig Betriebe der Kaiserstraße befanden sich nach dem Adressbuch von 1930 in jüdischem Besitz. Ein weiteres trug noch den Namen des 1928 verstorbenen jüdischen Vorbesitzers.

Vor und nach diesem Stichjahr gab es weitere Firmen mit jüdischen Inhabern, die hier jedoch nicht berücksichtigt werden.

Gut die Hälfte der Betriebe war bereits in den ersten Jahren der Kaiserstraße bis 1886 gegründet worden.

Elf Geschäfte sind 1929/30 der Textil-Branche (incl. Schuh- und Lederhandel) zuzurechnen, darunter sechs Großhandlungen. Zwei Großhandlungen vertrieben Wein. In diesen beiden Branchen waren viele Würzburger Juden tätig. Hinzu kommen zwei Rechtsanwaltskanzleien und drei Arztpraxen sowie eine Lacke- und Farbenfabrik, eine Kistenfabrik und das Kunstgewerbehaus Laredo.

Alle jüdischen Geschäftsbesitzer wurden durch den NS-Staat bis 1938 enteignet und vertrieben. Der Immobilienbesitz – sechs Hausnummern – musste ebenfalls unter Wert verkauft werden.

Einige Besitzer starben bis 1941 eines natürlichen Todes in Würzburg, vier wurden mit Angehörigen deportiert und ermordet. Die meisten schafften jedoch die Flucht ins Ausland – traumatisiert und mit leeren Händen.

WVV Archiv Ö1441Sta

Weitere Informationen

Liste der Betriebsinhaber und Betriebsinhaberinnen, alphabetisch

Quellen

Stadtarchiv Würzburg, Adressbücher, Grundlisten, Einwohnermeldebögen
Staatsarchiv Würzburg, Gestapoakten
Reiner Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden, 1900-1945, Würzburg 1989, online aktualisiert in der biographischen Datenbank „Jüdisches Unterfranken“ (JUF Datenbank)

Adressen, Betriebe und ihre Besitzer

Stadtplan Würzburg 1939, Ausschnitt Kaiserstraße © Stadtarchiv Würzburg A 45-1

Kaiserstraße 1

Erdgeschoss und 1. Stock: Wilhelm Zapff, Kaufhaus

Kaiserstraße 3

Die Kaiserstraße 3 bildete eine Einheit mit der Nr. 1, hier befanden sich zwei Firmen in jüdischem Besitz:

Erdgeschoss: Wilhelm Zapff, Kaufhaus für Manufaktur- und Modewaren, Aussteuerartikel, Damen- u. Kinderkonfektion, Kurzwaren, Handschuhe, Strümpfe, Herrenartikel, Linoleum, Teppiche und Gardinen

Erdgeschoss: Hut- u. Herrenmodegeschäft M.C. Loeb

Kaiserstraße 5

Erdgeschoss: Josef Laredo Kunstgewerbehaus

Kaiserstraße 7

In der Kaiserstraße 7 befanden sich drei Firmen in jüdischem Besitz:

Erdgeschoss: Josef Laredo Kunstgewerbehaus, Luxus – und Lederwaren, mit Graphischem Kabinett 

1. Stock:Dr. med. Nürnberg, praktischer Arzt, Röntgenuntersuchungen, Diathermie, Höhensonne

3. Stock: Textilwarenvertretungen H. Gunzenhäuser

Kaiserstraße 9

2. Stock: Dr. med. Hamlet, Zahnarzt

Kaiserstraße 10

Erdgeschoss: Herrenmodehaus “Elite”

Kaiserstraße 12

1. Stock: Lack- und Farbenfabrik J. Metzger

Kaiserstraße 13

In der Kaiserstraße 13 befanden sich zwei Firmen in jüdischem Besitz:

Rückgebäude, Erdgeschoss: Tuchgroßhandlung A. Herzfelder

Rückgebäude, 2. Stock: Firma H. Stettenheimer & Co. Schuhwarengroßhandlung

Kaiserstraße 24

3. Stock: Weingroßagentur L. Brandenburger

Kaiserstraße 25

Kaiserstraße 25: Vereinigte Transitkellereien, Wein, Import und Agenturen

Kaiserstraße 26

  1. – 3. Stock: Tuchgroßhandlung Klau & Sichel

Kaiserstraße 27

In der Kaiserstraße 27 befanden sich drei Firmen in jüdischem Besitz:

Erdgeschoss: Rechtsanwaltskanzlei Pappenheimer

Erdgeschoss: Kistenfabrik Bruno Hellmann

2. Stock: Dr. med. Hellmann, Sanitätsrat, Facharzt für Nasen-, Hals- und Ohrenkranke

Kaiserstraße 28

In der Kaiserstraße 28 befanden sich zwei Firmen in jüdischem Besitz:

Erdgeschoss und 1. Stock: Kurz-, Weiß- und Wollwarengroßhandlung Baer

1. Stock: Lederhandlung Bing und Fürther

Kaiserstraße 29

In der Kaiserstraße 29 befanden sich zwei Firmen in jüdischem Besitz:

Erdgeschoss: Tuch- und Manufakturwarengroßhandlung M. Kahn & Co.

Rückgebäude, 2. Stock: Rechtsanwaltskanzlei Dr. Haas und Dr. Stern

Kaiserplatz 1

Erdgeschoss: Tuchgroßhandlung Albert Hirschmann & Sohn

Weitere Informationen

Liste der Betriebsinhaber und Betriebsinhaberinnen, alphabetisch

Quellen

Stadtarchiv Würzburg, Adressbücher, Grundlisten, Einwohnermeldebögen
Staatsarchiv Würzburg, Gestapoakten
Reiner Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden, 1900-1945, Würzburg 1989, online aktualisiert in der biographischen Datenbank „Jüdisches Unterfranken“ (JUF Datenbank)

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