Jüdische Gemeinde Hammelburg

79 jüdische Bürgerinnen und Bürger lebten 1933 in Hammelburg. Doch bereits seit dem 13. Jahrhundert waren Juden in der Stadt ansässig gewesen, die 1298 und in den folgenden Jahrzehnten Opfer von Pogromen wurden. Erst 1399 kehrten jüdische Bewohner zurück. Seit 1310 unterstanden die Stadt und ihre Juden für lange Zeit dem Fürstabt von Fulda. Um 1570 war die Gemeinde auf 100 Personen angewachsen und unterhielt eine Synagoge und weitere Einrichtungen. Der Ausweisung von 1671 folgte eine Zäsur von etwa 30 Jahren, seitdem lebten kontinuierlich wieder jüdische Bewohnerinnen und Bewohner in der Stadt. 1817 zählte man 20 Haushalte, der Höchststand wurde 1890 mit 170 Personen erreicht.

Entrechtung und Repressalien ab 1933 veranlassten alle Hammelburger Jüdinnen und Juden bis 1939 zur Flucht in andere Städte (49) oder ins Ausland (31). Von ihren neuen Wohnorten in Deutschland gelang einigen von ihnen noch die Emigration. Unter den Zielländern dominieren die USA und Palästina. Mindestens drei, vermutlich aber deutlich mehr Menschen starben eines natürlichen Todes. Im November 1938 lebten noch 15 jüdische Menschen in Hammelburg, als Synagoge, Häuser und Geschäfte mit großer Brutalität überfallen wurden. 1939 waren noch zwei Personen mit nichtjüdischen Ehepartnern übrig, die in der Stadt bleiben konnten.

Aus Unterfranken wurden drei der aus Hammelburg geflohenen Frauen deportiert, von denen eine überlebte. Mindestens 15 weitere aus Hammelburg stammende Menschen traf das gleiche Schicksal in anderen deutschen Städten oder in den Niederlanden. Insgesamt sind so 17 Opfer der Shoa zu beklagen, darunter vier Kinder und Jugendliche.

Die Stadt Hammelburg beteiligt sich mit zwei Koffern für die Hammelburger Gemeinde und die von Bonnland am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Die Stadtteile Westheim und Untererthal sind mit Deckenrollen und Rucksäcken vertreten. Das lokale Gepäckstück erinnert jeweils an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Das zweite Gepäckstück steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zum “DenkOrt” und zu den Deportationen.

Standort des DenkOrts in Hammelburg: Neben der Gedenktafel am Seelhausplatz.

Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Hammelburg
Quellen zu den Gemeindeartikeln

Shoaopfer, die 1933 in Hammelburg gelebt hatten

Fanny Baumann, geb. Sichel (1887 – 1943)
Franziska Baumann (1913 – 1943)
Amalie (Malchen) Frank, geb. Strauß (1871 – 1945)
Betti Frank, geb. Levi (1894 – 1944)
Siegfried Frank (1892 – 1944)
Feodora/Dora Katz (1902 – 1941/1942)
Frieda Kohn (1873 – 1943)
Elise Elisabeth Meier/Maier, geb. Klein (1856 – 1942)
Rika Schuster, geb. Gundersheim (1857 – 1942)
Ella Steinkritzer, geb. Strauß (1897 – 1942/1945)
Horst Steinkritzer (1925 – 1943)
Klaus Steinkritzer (1929 – 1942/1945)
Margot Steinkritzer (1926 – 1942)
Rosa Stern, geb. Sichel (1878 – 1942)
Benno Benjamin Strauß (1938 – 1942)
Johanna Strauß, geb. Katz (1896 – 1942)
Jette Stühler, geb. Rosenbusch (1856 – 1942)

Überlebende

Betty Adler (1904 – 1948)

 

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