Steine vom Aufgang zum Aumühl-Bahnhof gerettet
Es war der letzte Weg in der Heimat, den die Jüdinnen und Juden Unterfrankens von der Schweinfurter Straße aus liefen. Von hier gingen sie über das Basaltpflaster hoch zum Güterbahnhof an der Aumühle, dem Aumühl-Ladehof. Deshalb sollte hier der DenkOrt zur Erinnerung an die Deportationen aus ganz Unterfranken gebaut werden.
Doch es kam anders. Unter dem Aufgang fließt die Pleichach in einem maroden Tunnel. Der wird in den nächsten Jahren abgerissen und die Pleichach renaturiert. Damit verschwindet auch die Rampe mit ihrem historischen Pflaster.
Der DenkOrt Deportationen 1941-1944 wird deshalb jetzt vor dem Hauptbahnhof gebaut. Nachdem den Winter über an der Baustelle nicht viel passierte, geht es nun weiter. Das historische Pflaster wurde am Aufgang zur Aumühle aufgenommen, in einem Container gelagert und zum Hauptbahnhof gebracht. Dort findet es eine neue Verwendung am DenkOrt. Nicht zur Pflasterung einer Fläche – die wäre nicht barrierefrei – , sondern als einreihige, dezente dunkle Umrahmung des Denkmals. An drei Seiten des Denkmals-Sockels wurden die Steine schon verlegt, die vierte Seite folgt nach der Aufstellung der Stelen und der Bänke Mitte März.
Denn dann kommen die Beton-Fertigteile: Vier Stelen, drei Bänke und 14 Quader, alle aus geschliffenem, dunkelgrauen Beton. Mosaikartig angeordnet bilden die Quader den Untergrund für die Gepäckstücke. Auch die werden demnächst aus den Kommunen geliefert und bei der WVV zwischengelagert. Etwa 40 unterfränkische Gemeinden haben sich für die Eröffnung des DenkOrts angemeldet. Ein Gepäckstück bringen sie nach Würzburg, ein zweites stellen sie im eigenen Ort auf – oder haben dies bereits getan. Jedes Gepäckstück steht für eine jüdische Gemeinde, in der die deportierten jüdischen Bürgerinnen und Bürger 1933 lebten.
Die Eröffnung des “DenkOrts Deportationen 1941-1944” sollte am 21. April 2020 um 13 Uhr auf dem Platz östlich des Kiliansbrunnens vor dem Hauptbahnhof stattfinden – wegen der Corona-Pandemie musste sie auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Foto: Jan Kurmann, Johanna-Stahl-Zentrum