Spurensuche am DenkOrt
Der DenkOrt erinnert an die jüdischen Gemeinden im Raum Unterfranken und an ihre Menschen. Die Gemeinden, ihre Institutionen und ihr Besitz wurden zerstört, die Menschen verfolgt, beraubt, vertrieben, deportiert und ermordet. In ganz besonderer Weise ist der DenkOrt jedoch den 2 069 Menschen gewidmet, die direkt aus Unterfranken deportiert wurden. An sie wird namentlich nach Wohnorten erinnert, während zu den vielen weiteren Opfern der NS-Verfolgung noch systematisch weiter geforscht werden muss.
Die Gedenkstätte spricht ihre Betrachter und Betrachterinnen unmittelbar an: durch ihre Gestaltung, die Gepäcksymbolik sowie die bildlichen und textlichen Informationen auf den Stelen. Kurz und anschaulich bieten diese das Hintergrundwissen zum Verständnis des DenkOrts.
Für Menschen, die mehr wissen wollen, ist die Spurensuche konzipiert. Sie greift das auf, was am DenkOrt unmittelbar zu sehen ist. Ausgehend von dem Teddy auf der Bank, der an die deportierten Kinder erinnert, werden in einer online-Geschichte exemplarische Kinderschicksale vorgestellt. Auch der Koffer mit dem Ausschnitt eines Gedichts von Jehuda Amichai bedarf der Vertiefung: um das Gedicht, die darin genannte „Kleine Ruth“ und den Dichter kennenzulernen.
Neu ist seit 2022 ein Angebot, das die Menschen mit ihren Geschichten vorstellt, die auf den Fotos der Stelen zu sehen sind. Es deckt sich mit dem Anliegen des Projekts #LAST SEEN der Arolsen Archives. Es wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen, weitere Fotos von Deportierten ausfindig zu machen und die Bilder zum Sprechen zu bringen.
In Würzburg ist ein reicher Bestand an Deportations-Fotos erhalten geblieben, die für die Gestapo angefertigt wurden. Sie vermitteln uns einen Eindruck von den ersten drei Transporten. Die Abbildungen auf den vier Stelen wurden aus diesem Bestand ausgewählt: repräsentativ und mit Personen aus ganz Unterfranken. Auf ihnen sind zum letzten – und oft auch zum einzigen Mal – die Menschen zu sehen, die kurz darauf zur Vernichtung nach Osteuropa transportiert wurden. Einige der Fotos führen die Dargestellten als wehrlose Menschen vor, denen man zuweilen deutlich ihre Angst ansieht. Sie diffamieren Personen mit besonderem Aussehen oder mit Behinderungen. Andere haben einen eher neutralen, dokumentarischen Charakter. Die Zusammenstellung in einem „launig“ kommentierten Album durch die Gestapo stellt sie insgesamt in einen klar antisemitischen Kontext.
Nutzen Sie die Spurensuche – am DenkOrt selber oder an jedem beliebigen anderen Ort mit Internetzugang. Konzipiert sind die Geschichten besonders für mobile Geräte.
Kinder
Der Koffer mit dem Gedicht von Jehuda Amichai
Stele 1 – Mira Marx und Oskar Moritz aus Miltenberg
Stele 2 – Das Gepäck der Deportierten
Stele 3 – Familien
Stele 4 – Gustav Kleemann und Käte Frieß